Museum
Berlin

Berlinische Galerie

Alte Jakobstraße 124–128, 10969 Berlin

Berlinische Galerie

Bildende Kunst, Grafik, Fotografie und Architektur von 1870 bis heute sind in der interdisziplinären Sammlung vertreten. Damit unterscheidet sich die Berlinische Galrie grundlegend von anderen Ausstellungshäusern in der Hauptstadt. Ihren Sammlungsauftrag versteht das Museum als Fokus und Ansporn.

 

Berlin, eine Stadt, die niemals fertig ist – und auch ihre Kunst ist immer im Wandel begriffen, vor allem, wenn man die Zeit von 1870 bis heute betrachtet. Genau aus dieser Epoche stammen die Werke, die wir als Landesmuseum sammeln, bewahren, erforschen und ausstellen. Moderne und zeitgenössische Kunst, die in Berlin entstand – so lautet der Sammlungsauftrag. In der Berlinischen Galerie kann aber nicht nur Berliner Kunstgeschichte entdeckt werden. Die Ausstellungen machen auch die wechselvolle Zeitgeschichte der Stadt lebendig: Kaiserreich, Weimarer Republik, nationalsozialistische Diktatur, Neuanfang nach 1945, Kalter Krieg in der geteilten Stadt, Wiedervereinigung und Gegenwart im Spiegel der Kunst.

Veranstaltungen und Ausstellungen

Ausstellung
07.03.2025 – 13.10.2025

Provenienzen – Kunstwerke wandern

»Die Kunstwerke wandern. Das war und ist ihr Schicksal, und niemals wird es sich ändern.« So beschrieb 1925 der Kunstkritiker Adolph Donath die Provenienzforschung, die heute fester Bestandteil der Museumspraxis ist. Sie erforscht Besitzverhältnisse und Unrechtskontexte in der Herkunftsgeschichte von Kulturgut. In Museen der Klassischen Moderne er­mit­telt sie vorrangig Gemälde, Skulpturen oder Zeichnungen, die jüdischen Verfolgten des Nationalsozialismus zwischen 1933 und 1945 geraubt oder abgepresst worden sind.

Die Ausstellung knüpft an eine von der Ernst von Siemens Kunststiftung geförderten Präsentation an, die aufgrund der Corona-Pandemie 2020 und 2021 nur wenige Tage zu sehen war, und dokumentiert exemplarisch den aktuellen Stand einer fortlaufenden Untersuchung der Sammlung der Berlinischen Galerie. Zu einer Salonhängung von fast 40 selten gezeigten Gemälden vermitteln digitale Medien Recherchestände, Wissenslücken und Forschungsanforderungen. Mit originalen Dokumenten wird außerdem die Geschichte des 1910 von Fidus (Hugo Höppener) geschaffenen »Tempeltanz der Seele« erzählt. 2017 wurde dieser Gemäldezyklus als NS-Raubkunst identifiziert, proaktiv restituiert und aus der Familie der ehemaligen Auftraggeber:innen für die Sammlung der Berlinischen Galerie wiedererworben. Es wird deutlich: Jedes Werk ist gewandert, und das Wissen um diese Wege erweitert den Blick auf die Kunst.

Ausstellung
07.03.2025 – 11.08.2025

Psychonauten – John Bock und Heiner Franzen

Wer sind wir und was machen wir hier? Seit Sigmund Freud (1856–1939) die Psychoanalyse begründet hat, suchen wir die Antworten auf die großen Fragen des Lebens auch in der eigenen Seele. Psychonaut leitet sich von Astronaut ab und meint wörtlich Seelen-Schiffer. Seine Reisen führen nicht ins All, sondern in die unendlichen Weiten in uns selbst. In diesem Sinne erkunden die Künstler John Bock (*1965) und Heiner Franzen (*1961) in ihren rätselhaften Videos die menschliche Psyche und ihre Abgründe. Inspirieren lassen sie sich dabei von den Bilderströmen des Kinos, das als Traum- und Mythenmaschine oft mit der menschlichen Psyche verglichen wurde. Der Spielfilm »COWWIDINOK«, 2015, von Bock und die Installation »Twin«, 2009, von Franzen stammen aus der Sammlung der Berlinischen Galerie und werden erstmals in den Räumen des Museums gezeigt.

Ausstellung
25.04.2025 – 29.09.2025

Daniel Hölzl – Ortsspezifische Intervention »soft cycles«

Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Berlinischen Galerie markiert der Künstler Daniel Hölzl den Eingangsbereich zum Museum mit einer temporären ortsspezifischen Intervention. Der aufblasbare Luftkörper mit einem Ausmaß von 800m³ füllt den Leerraum über dem Windfang des Museums. In der Arbeit »soft cycles« entsteht durch eine transparente Membran ein Raum, in dem sich neu zusammengefügte Fragmente früherer aufblasbarer Skulpturen des Künstlers zu einem großen Gebilde verdichten. Dem aus recycelter weißer Fallschirmseide gefertigten Objekt wird regelmäßig Luft zugeführt und wieder entzogen. Mit diesem sich stets wiederholenden Vorgang verweist das Werk auf kontinuierlichen Wandel: in den Museumsräumen, in denen Exponate und Ausstellungsarchitekturen auf- und wieder abgebaut werden; in der Stadt, die sich unaufhörlich verändert; und in jeglicher Materie, die kaum wahrnehmbar im Lauf der Zeit erodiert.

 

Die unterschiedlichen Phasen der Installation wechseln zwischen dem Eindruck immenser Fülle und scheinbarer Leere, zwischen alten und neu entstehenden Formen. Auf diese Weise ermöglicht die Arbeit, die Veränderung monumentaler Strukturen wie im Zeitraffer zu beobachten.

 

Hölzl nimmt mit der Installation Bezug auf die charakteristische Architektur des Museumsgebäudes und auf die Arbeit »marked space – unmarked space« des Künstlers Fritz Balthaus, die bereits im Jahr 2004 im Rahmen eines Kunst-im-Stadtraum-Wettbewerbs realisiert wurde.

Ausstellung
11.07.2025 – 17.08.2026

Monira Al Qadiri – Hero

Ein Fokus der Arbeit von Monira Al Qadiri liegt auf den sozio-kulturellen Auswirkungen der Ölindustrie sowie deren Geschichte und Zukunft. Zu diesem Thema forscht und arbeitet sie bereits seit über 10 Jahren; sie hat den Diskurs um Öl, Patriarchat und Globalisierung mitgeprägt. In ihren Werken werden die Verbindungen zwischen der Etablierung von Erdöl als wichtigstem fossilen Brennstoff in der Mitte des 20. Jahrhunderts und der Expansion des Konsumkapitalismus in der Nachkriegszeit reflektiert. Oftmals entwickelt sie ihre Arbeiten aus autobiografischen Erfahrungen, die sie u.a. im Kuwait der 1980er und 1990er Jahre gemacht hat, und richtet einen kritischen Blick auf bestehende historische und politische Narrative.
Die Auseinandersetzung mit Öl bedeutet immer auch eine Auseinandersetzung mit der Geschichte der menschlichen Interaktion mit der Erde, deren Ausbeutung sowie deren Widerstandsfähigkeit. Für die Berlinische Galerie entwickelt Al Qadiri eine ortsspezifische Installation, bestehend aus einem großformatigen Wandgemälde, Objekten und Sound, in der Öl weit mehr als eine »Ressource« ist. Es steht auch symbolisch für die Gewalt, die Erinnerungen und die persönlichen Geschichten, die mit seiner Gewinnung verbunden sind.

 

 

Die Künstlerin

 

Monira Al Qadiri (*1983) ist eine kuwaitische Künstlerin, die in Senegal geboren und in Japan ausgebildet wurde. Einzelausstellungen ihrer Arbeiten wurden u.a. gezeigt im Kunsthaus Bregenz, Österreich (2023); UCCA Dune, China (2023); Guggenheim Museum Bilbao, Spanien (2022); Blaffer Art Museum, Texas, USA (2022); Haus der Kunst, München (2020); Kunstverein Göttingen (2019); The CIRCL Pavilion, Amsterdam, Niederlande (2018); Sursock Museum, Beirut, Libanon (2017) und Gasworks, London, UK (2017). 2022 war Al Qadiri in der zentralen Ausstellung »The Milk of Dreams« der Biennale von Venedig vertreten. Sie lebt in Berlin.

Ausstellung
11.07.2025 – 13.10.2025

Inszeniertes Selbst – Marta Astfalck-Vietz

In nur einem Jahrzehnt  – den sogenannten »Goldenen Zwanzigern« – erschafft die Fotografin Marta Astfalck-Vietz (1901–1994) ein schillerndes Werk, das sowohl Porträt-, Akt- und Tanzfotografien wie auch konzipierte Serien umfasst. Vor allem die eigenwilligen Inszenierungen, bei denen sie die Rolle der Fotografin, der Arrangeurin und Regisseurin wie auch die des Models einnimmt, zeigen ihr Interesse an der Selbsterfindung. Hierfür schlüpft Astfalck-Vietz in verschiedene Figuren, hinterfragt weibliche Rollenbilder, stellt kritische Bezüge zu den gesellschaftspolitischen Umbrüchen der Zeit her und nimmt somit die bildnerischen Strategien der 1970er Jahre vorweg. In einem spielerischen Umgang mit Stoffen und deren Texturen erzeugt Marta Astfalck-Vietz in ihren Werken fast haptische Qualitäten. Zusammen mit dem Fotografen Heinz Hajek-Halke (1898–1983) entstehen innovative Bilder in kombinierter Urheber:innenschaft, die durch fotografische Ex­pe­rimente, wie Verzerrung, Doppelbelichtung und Schat­tenspiel, träumerische, gar surreale Wirkungen erzielen.

Die umfangreiche Einzelausstellung mit begleitendem Katalog würdigt mit ca. 130 Werken das vielfältige und selbstbewusste Schaffen von Marta Astfalck-Vietz. Der Nachlass, der seit 1991 im Besitz der Berlinischen Galerie ist, wurde 2022/2023 im Rahmen des »Förderprogramms zur Digitalisierung von Kulturgut des Landes Berlin« digitalisiert und in Teilen restauriert.

Standort

Alte Jakobstraße 124–128, 10969 Berlin

Öffnungszeiten
Mo-Fr:
Montag: 10:00–18:00, Dienstag: geschlossen, Mittwoch–Freitag: 10:00–18:00
Samstag:
10:00–18:00
Sonntag:
10:00–18:00
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